THOMAS LARCHER – Komponist, Pianist
Larcher steht für ehrliche, authentische Musik. (…) Dieser Komponist bereichert und erstaunt, er ist Utopist und trotzdem immer auch Realist. An ihm ist kein Kalkül, null Inszenierung. Manuel Brug, profil
Thomas Larcher ist einer der führenden Komponisten klassischer Musik unserer Zeit. Er schreibt für renommierte Klangkörper wie die Wiener und Berliner Philharmoniker, New York Philharmonic, San Francisco Symphony oder das Gewandhausorchester zu Leipzig und kollaboriert mit Interpretinnen und Interpreten wie Semyon Bychkov, Klaus Mäkelä, Kirill Gerstein, Alisa Weilerstein oder Andrè Schuen.
Larchers Œuvre umfasst aktuell neben fünf Streichquartetten und mehreren Stücken für andere kammermusikalische Besetzungen zwei Klavierkonzerte, ein Violin-, ein Viola- und ein Cello-Konzert sowie drei Symphonien. Seine erste Oper, «Das Jagdgewehr», wurde bei den Bregenzer Festspielen und dem Aldeburgh Festival uraufgeführt und stand auf der Shortlist des International Opera Award.
Larchers Werk wurde vielfach auszeichnet, etwa mit dem Großen Österreichischen Staatspreis, dem Prix de Composition Musicale der Fondation Prince Pierre de Monaco, dem British Composer Award oder dem Elise L. Stoeger Prize der Chamber Music Society of Lincoln Center. Auch seine Aufnahmen wurden mit mehreren internationalen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik, dem Choc de la musique und dem Diapason d’Or.
Seine Musik ist auf mehreren CDs, vorwiegend bei ECM Records, dokumentiert. Dort erschien zuletzt «The Living Mountain» mit Einspielungen des Cello-Konzerts «Ouroboros», des Liederzyklus‘ «Unerzählt» mit Texten von W. G. Sebald und des titelgebenden Ensemblewerks «The Living Mountain» mit Texten von Nan Shepard. 2021 erschien bei Ondine eine CD mit Einspielungen der Symphonie Nr. 2 «Kenotaph» und von «Die Nacht der Verlorenen» für Bariton und Ensemble, gespielt von Hannu Lintu und dem Finnischen Radio-Sinfonieorchester mit Andrè Schuen, 2022 eine Aufnahme der Symphonie Nr. 1 «Alle Tage» und des Violinkonzerts mit dem Tonkünstler Orchester, Hannu Lintu/Pierre Bleuse, Benjamin Beilman und Adrian Eröd.
Höhepunkt der Saison 2023/24 sind die Uraufführung von Larchers neuem Werk für Chor und Orchester nach Texten von Kenji Miyazawa im Gewandhaus zu Leipzig im März 2024 mit dem MDR-Orchester und dem MDR-Chor unter der Leitung von Dennis Russell Davies sowie Aufführungen der Symphonie Nr. 2 «Kenotaph» mit Klaus Mäkelä im Concertgobouw in Amsterdam und in der Elbphilharmonie Hamburg.
1963 in Innsbruck geboren, studierte Larcher Klavier und Komposition an der Musikhochschule Wien. Als Pianist kollaborierte er mit führenden Dirigenten und engagierte sich vor allem für neue Musik. Von befreundeten Musikerinnen und Musikern getragen und ermutigt verlagerte sich sein Schwerpunkt mit Anfang 40 auf das Komponieren.
Als Kind aufgewachsen mit den Klangwelten von Mozart, Bach und Schubert und in seiner Jugend zutiefst fasziniert von Jazzgrößen wie Ornette Coleman und Gil Evans, vereint Larchers eigene Musik sowohl klassische europäische Musiktradition als auch freie Jazzelemente und -rhythmen. In seiner eigenen Musik liegen die Extreme stets nah beieinander: Rasende Läufe, meditative Akkordflächen und experimentelle Spieltechniken sollen die Hörenden «in andere Umlaufbahnen schicken». Larcher sieht sich als Komponist nur als ein Element von vielen im musikalischen Prozess. Letztlich, glaubt er, hören alle ihr eigenes, individuelles Stück und können sich dadurch selbst näher kommen.
Während seiner gesamten Laufbahn war Larcher stets als Veranstalter und Förderer zeitgenössischer Musik aktiv. 1994 gründete er das Festival Klangspuren Schwaz, das sich unter seiner Führung zu einem zentralen Festival für neue Musik entwickelte. Dessen künstlerische Leitung legte er 2003 nieder, um sich vermehrt der Komposition widmen zu können. Von 2004 bis 2022 leitete Larcher die Kammermusikreihe Musik im Riesen in den Swarovski Kristallwelten Wattens, einem jährlichen Treffpunkt international gefeierter Kammermusikstars. 2023 gründete er die Veranstaltungsreihe listening closely, die die zentralen Ideen der Vorgängerfestivals vereint.
Stand Oktober 2023