Thomas Larcher: Naunz, ECM 2001

Selten kommt es vor, dass man eine CD mit Neuer Musik von A bis Z gespannt durchhört. So geschehen bei dieser Porträt-CD des … Pianisten und Komponisten Thomas Larcher. Er hat sich einer „neuen Einfachheit“ verschrieben, die überraschend hintergründige Dimensionen eröffnet. Schlicht das Material, ein Dreiklang, ein Doppeloktaven-Orgelpunkt, über den sich eine Melodielinie aufschwingt. Entscheidend ist, wie Larcher damit umgeht, wie er gliedernd repetiert, zeitlich rafft und dehnt und variiert. Bewegungsmuster der Minimal Music werden ebenso gebraucht und überwunden wie Montagetechniken und geräuschhaft perkussive, insistente Tonrepetitionen. Man staunt nur, wie Larcher klare Einfachheit und raffinierte rhythmische Strukturen und Klänge in eine so konzentrierte und spannungsgeladene Form bringt.

aus: SE: Thomas Larcher und Thomas Demenga, Basler Zeitung, 13.11.2002

Rhythmische Impulsivität und eine klare, transparente Faktur sind die auffälligsten Vorzüge dieser Musik, die ganz ohne jene vordergründige Spiritualität auskommt, die in den letzten Jahren so in Mode gekommen ist. Die Strukturen von „Klavierstück 1986“, „Naunz“ oder „Noodivihik“ sind zerrissen, voller Brüche und Überraschungsmomente. In einem elementaren Wechselspiel von energiegeladener Motorik und spannungsvoller Stille tummeln sich konventioneller und präparierter Klavierklang, tonale Chiffren, geräuschhafte Schraffuren, perkussive Wiederholungsmuster und expressive Eruptionen. Da gilt es ebenso fragile Klangtexturen differenziert auszuleuchten wie der abgründigen Aggressivität insistierender Ton- und Akkordrepetitionen auf die Sprünge zu helfen – was Larcher und seine vertrauten Kammermusikpartner hier so pointiert wie kompromisslos bewerkstelligen.

aus: Dierk Wieschollek, nzm 3/2002

Larcher’s variety of touch, his attack and capacity for tonal colouring, not to mention his uncanny ability to draw single notes from chaotic musical surroundings, is quite remarkable. His music can be as cold or as dangerous as black ice, and as quietly serene as Arvo Pärt. His drivng ostinatos recall Bartók of the „Three Etudes“, while at other times bold, wholesome chords hint at Copland.

aus: Rob Cowan, Gramophone, Dezember 2001