Madhares für Streichquartett (2006/07)

Thomas Larchers 3. Streichquartett „Madhares“ nach einem Ort auf Kreta, überzeugte durch Kontrast und Gefühl für Dramaturgie. Aus Sphärenklängen in höchsten Tonlagen entwickelten sich angenehme „Haltepunkte“, von griechischem Tanz bis zu sanfter schubertischer Welle oder rasanter Minimal Music. Klangspektrum versus Geschwindigkeitsrausch.

Ernst P. Strobl: Trauer, Anklage und Utopien, Salzburger Nachrichten, 30.01.2008

In seinem dritten Streichquartett mit dem Titel „Madhares“ entfaltet der Tiroler Komponist Larcher ein fein geknüpftes Netz aus weitgehend tonal gehaltenen Bögen, hinzu kommen stark am Jazz orientierte Überlagerungen und Quasi-Improvisationen der einzelnen Stimmen. Durch das vorsichtige Malträtieren der Geigensaiten mittels kleiner Metallkugeln entstehen seltsam verschwommene Klänge, die sich am Ende charmant in Nichts auflösen.

Jörn Florian Fuchs: Mehr als ein bisschen „Kleine Nachtmusik“, www.dradio.de, 03.02.2008

… eine Uraufführung, die vom Publikum völlig zu Recht bejubelt wurde. Thomas Larcher hat das fünfsätzige Dritte Streichquartett an der Küste Kretas geschrieben, nennt es nach einem mystischen Ort Madhares und lässt im zweiten Satz den Honig von Anopolis Klang werden. Er hat keine Berührungsängste zur Tonalität und auch keine zu griechisch-folkloristisch anmutenden Inspirationen, verbindet diese traditionellen Elemente aber so konzis und geradezu mit nachtwandlerischer Sicherheit mit atonalen, aleatorischen, ja geräuschhaften Passagen, dass eine faszinierend neue und doch im besten Sinne naturhafte Stimmung entsteht.
Man möchte dieses Meisterwerk gleich noch einmal hören. Wer jemals auf Kreta war, sitzt mitten in Salzburg plötzlich in den herben Düften des Südens und schnuppert würzige Inselluft. Da ist freilich mehr drin als bloßer Stimmungs-Impressionismus, da ist oft ein geheimnisvoll Verhangenes, mitunter eine in Larchers Musiksprache bisher kaum hörbare attackierende Leidenschaft, dann wieder ein aus der Stille Geborenes, am Ende irisierend Verklingendes. Dass die Melodie in der Neuen Musik wiederkommt, ist eine an vielen Stücken der letzten Jahre festzumachende Tatsache. Dass sie so erfüllt, neu belebt und völlig uneklektisch wiederkommen kann, ist eine Erfahrung, die den schönen alten Ausdruck „Glücksmoment“ verdient.

aus: Gottfried Franz Kasparek: Die Melodie kommt wieder, und wie!, www.drehpunktkultur.at, Januar 2008

[“Madhares”] is an extraordinary piece: it is rich in effects, and its language can be abstruse, even terrifying.

One section seemed to combine the avian swarm of Hitchcock’s “Birds” with the violin stabs in Bernard Hermann’s “Psycho” score. Yet these tense sections often melt into something entirely different – modal, folksy melodies, refracted through lightly dissonant harmonies, for example, or unabashedly shimmering Romanticism.

The score, inspired by the White Mountains of Crete, was both familiar and otherworldly, and left a listener eager to hear it again.

Allan Kozin: Capturing Shifts Between Ecstasy and Anguish, The New York Times, 18. Januar 2011

[The Diotima Quartet] saved the best for last: the String Quartet No. 3 (subtitled “Madhares” for a mountainous area in western Crete), by Austria’s Thomas Larcher. Rather than expressing ideas and concepts, Larcher expressed landscape and emotion, which are so much easier for a listener to grasp at first hearing.

Five interconnected movements alternated mood and tempo. They also interwove references to 19th-century tonal music with explorations on the edge of string-instrument technique, including asking the players to make the strings vibrate eerily by rubbing coins along them.

Much of the music during the rest of the evening had an episodic, fragmentary quality. The composers all seemed to be searching for something.

They pushed the performers’ bowing and pizzicato skills. They dabbled in disjointed and non-continuous rhythm and tempo. They dipped our toes in polytonality and poly-dissonance.

But it took Larcher to show us how to connect new music with our hearts.

The Star, John Terauds: Quatuor Diotima looks like pop, but the sound’s cerebral, 15. Januar 2011